Beitrag von Wolfgang Kroschel
Unser Besuch aus Anlass des 79. Jahrestages des Sieges über den deutschen Faschismus am 09. Mai 1945…
Zurückgekehrt von einer Reise an die Wolga, hatte unsere kleine Gruppe auch an den Feierlichkeiten in der Stadt teilgenommen, die einerseits das Desaster der 6. deutschen Invasorenarmee unter dem vor seinem Gang in die Kriegsgefangenschaft schnell noch per Feldkabel zum Generalfeldmarschall beförderten Paulus beschreibt, andererseits für die Überfallenen das Symbol war, dass die Eindringlinge zu besiegen sind. So wurde „Stalingrad“ in aller Welt ein Hoffnungszeichen dafür, dass das deutsche faschistische Regime eine Wende in seinem Siegestaumel erlebt.
Wie begeht diese Stadt dieses Ereignis, das den höchsten staatlichen Feiertag darstellt?
Mit einer Parade natürlich, an der die bewaffneten Kräfte des Militärbezirks mit Fußtruppen und auch Abordnungen des öffentlichen Lebens teilnehmen, zu denen auch auffallend weibliche Formationen gehören, beispielsweise Polizeischülerinnen.
Die Eröffnungsrede des Gouverneurs ist angemessen kurz. Die Schweigeminute, in der ein Metronom die Sekunden herunterzählt, erinnert an die Kriegszeit während er deutschen Besetzung und wird bei Vielen die gegenwärtige Tragik in vielen Familien auch dieser Stadt gegenwärtig sein.
Die „Waffenschau“ ist kurz. Eröffnet, wie könnte es anders sein, vom legendären „Tank 34“. Es ist kein bedrohliches Bild, das der Militärbezirk aussendet.
Für uns halbes Dutzend deutscher Gäste ist aufschlussreich, was wir außerdem am 8. und 9. Mai bei unseren Spaziergängen in der Stadt erlebten.
Scheinbar endlos und dicht gedrängt ist die Masse, die mit Blumen versehen, auf dem Mamajew- Kurgan, dem Mamajew-Hügel strömt, über den die gewaltige Skulptur der „Mutter Heimat“ zur Verteidigung des Landes ruft.
Auf dem Wege dorthin sprechen uns zwei Frauen im mittleren Alter an. Sie kämen aus Tschita, Sibirien, und freuen sich, hier Deutsche zu treffen. Offen, ehrlich frei. Ungewohnt angesichts der Töne, die zu Hause zu hören sind. Überall werden wir schon wegen unserer Sprache wahrgenommen und die Feststellung „da sind Deutsche“ ist Auslöser freundlicher Reaktionen, fern jeder Beleidigung oder Beschimpfung.
Wir ruhen uns am 9. Mai im Zentrum Wolgograds ein wenig aus. Eine Gruppe der Polizeischülerinnen aus der Parade schlendert vorbei, nimmt uns wahr und einige der durchaus ansehenswerten Mädchen überreichen uns Rosen. Die Erben der Sieger überreichen den Nachfahren der Invasoren Blumen am Tag ihres Sieges. Wir sehen uns um. Wahrhaftig, kein Befehl wurde ihnen erteilt! Ach, wenn wir doch nur eine Spur dieser Großherzigkeit hätten, die auch darin zum Ausdruck kommt, dass im Gedenkkomplex des mit Blut getränkten Mamajew-Hügels ständig die „Träumerei“ des deutschen Komponisten Robert Schumann zu hören ist.
Auch zu einer Zeit, da in Berlin (und Kiew) russische Lieder und Fahnen verboten sind.
Wir gehen eine Straße entlang, da kommt uns ein etwa 12jähriger Dreikäsehoch entgegen. Mit kindlich-ernstem Gesicht sagt er „Gutten Tak“ und geht weiter.
Der Weg zu einem „Gutten Tak“ zwischen den Herzen und Hirnen, zwischen den einfachen Menschen, scheint weit zu sein. Wenn wir miteinander reden, wird er kürzer.
Einige Höhepunkte
Liebe Freunde! Eine Bekanntschaft, die sich am Abend des Festkonzertes zum 40. Jahrestag der Eröffnung des Russischen Hauses für Wissenschaft und Kultur ergab, brachte mich auf Eure Spur im Internet. Der neu gewonnene Freund aus Saßnitz meinte heute am Telefon, ich hätte Euch an dem Abend auch dort treffen können. Das holen wir nach. Dazu habe ich einen Vorschlag.
Ich war im März diesen Jahres in Moskau. Dort habe ich im Kulturhaus des Moskauer Energetischen Institutes gemeinsam mit dem Poeten Wladimir Fadejew (einst wie ich Student der Atomenergetik) ein Buch vorgestellt: Глазы Анны Die Augen von Anna немецкие поэты о мире Deutsche Poeten über den Frieden. Im Mai stellte ich das Buch in Greifswald, meiner Heimatstadt, vor. Nun soll es auch in Berlin vorgestellt werden. Ich konnte keinen besseren Ort finden als das Russische Haus in der Friedrichstraße. Die Veranstaltung wird am 21.11.24 stattfinden, Beginn 18.30 Uhr, Kinosaal. Eintritt frei und ohne Einladung. Mit dabei wird der „Brückenbauer“ Tino Eisbrenner sein. Auch der Schauspieler Rolf Becker hat zugesagt. Ich hoffe, dass er bis dahin gesundheitlich wieder fit ist.
Über Eure Neugründung habe ich in der jw gelesen. Prima! Vielleicht können einige von Euch zur Veranstaltung kommen. Heute hatte ich versucht, T.R. telefonisch zu erreichen. Die Nummer hatte ich von meiner Saßnitzer Bekanntschaft. Verbindung hat nicht geklappt.
Дружба!
Uwe Durak
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So groß oder klein der Verein der Freunde Russlands auch sein mag, aber er sollte entschieden gegen die Anwendung deutscher und überhaupt NATO- Waffen gegen Russland, wie von Scholz, Pistorius , Strack-Zimmermamn, Hofreiter und Co. beschlossen, protestieren.
Dieser Krieg hat am Ende die selben Ziele wie 1941 der Überfall auf die Sowjetunion. Der Ausgang ist bekannt.
Der Westen hat weder militärisches, noch strategisches, noch wirtschaftliches Interesse ihn zu beenden.
Aber eine Verhandlungslösung muss und kann erzwungen werden.
Vielen Dank für die Zuschrift, deren Inhalt mit der Auffassung und Position des Vereins der Freundschaft der Völker Russlands übereinstimmt. Der Krieg der NATO gegen Russland, ausgetragen auf Kosten des ukrainischen Volkes und auf dessen Territorium, manifestierte sich ab 2014, als die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung besonders in der Ostukraine mit Waffengewalt beseitigt wurden. Seitdem eskaliert der Konflikt und bedroht die Sicherheitsinteressen Russlands. Dessen Antwort erfolgte drastisch durch das Eingreifen seines Militärs vor zwei Jahren. In dieser Zeit beobachten wir immer wieder Stufen der Eskalation durch die NATO, wie der erwähnte gefährliche Schritt, der einen offenen Krieg in die Nähe rückt und die Hoffnung des Imperialismus auf die Vollendung des 1941 begonnenen und vier Jahre später gescheiterten Versuchs, die Sowjetunion in die Knie zu zwingen. Gegen diese Absicht wirkt unser Freundschaftsverein, auch wenn er nicht gegen jede taktische Maßnahme der NATO explizit Stellung nimmt. Er sieht den strategischen Sinn seiner Arbeit in der weiteren Freundschaftsarbeit mit den Völkern Russlands und der Erhaltung der Brücke zu ihnen. Dadurch impliziert er Abichts- und Verlautbarungserklärungen in seine praktische Arbeit.
Ein großes Zeichen von einer kleinen Gruppe in dieser krisenvollen Zeit! Danke an die Mitglieder des Vereins BFDVR. Auf dass sich die freundschaftlichen Beziehungen zu unseren Brüdern im Osten vertiefen!