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„Da sind wir aber immer noch“
So begann ein Jugendlied in der DDR, das die Tatsache besang, dass aus den Trümmern der alten Gesellschaft eine Pflanze hervorbrach, die ihre Wurzeln trotz gesellschaftlicher Dürre und dem Ausbringen vermeintlich starker Gifte ihre Lebenskraft bewahrte.
Eine Hand voll Enthusiasten, die die „Wende“ als „Rolle rückwärts“ erkannte, erinnerte sich der Massenorganisation „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ mit ihrer nach Millionen zählenden Mitgliedschaft in der DDR, nahm die erhaltenswerten Traditionen minus dirigistischer Bevormundungen auf und fand sich im Novembersturm des Jahres 1990 (so etwas geschieht nun mal im geschichtsträchtigen November in Berlin) zu den „Berliner Freunden der Völker Russlands“ e.V. zusammen.
Klingt gut, war auch gut. Aber das gesellschaftliche Umfeld war Neuland und das ließ sich nicht so einfach untern Pflug nehmen.
Der Acker war auch zu klein und die Pflüger blieben unter sich, in den Furchen lagen mitunter große Steine, die die Arbeit erschwerten. Dabei rief der Boden nach Bestellung, denn die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen unserem und den Völkern Russlands wurde mit der erkennbaren offiziellen unfreundlichen Politik gegenüber einem Land, das das unsrige vom faschistischen Terror befreit hatte, immer dringlicher.
Wo waren aber die Möglichkeiten für
- freundschaftliche und informative Begegnungen und Kontakte mit Bürgern, Vereinen und Partnerschaften,
- Beziehungen mit hier lebenden Bürgern der Nachfolgestaaten der Sowjetunion,
- die Erhaltung und Betreuung russischer und sowjetischer Gedenk- und Kulturstätten,
- die Vermittlung von Kenntnissen zur Geschichte Russlands und der Sowjetunion
- eine Heimstatt, in der diese Arbeit geplant und verwirklicht werden kann
Dieses Mal war es ein Oktobersturm, der am 4. jenes Monats im Jahr 2024 dafür sorgte, dass die „Berliner Freunde“ tief durchatmeten, sich guter Traditionen besannen und in diesem Sinne die auf Berlin orientierte Mauerprovinz hinter sich ließen und die Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft e. V gründeten.
In unserem Mitteilungsblatt „Troika“ 12/2024 erwähnten wir „fast 200 neue Mitglieder“. Ihre Anzahl steigt schneller als dieser Beitrag geschrieben ist.
Eine noch kleine Zahl angesichts der landauf landab veröffentlichten russophoben Missklänge in diesem Land. Und eine schiere Sisyphusarbeit, im schrillen Kriesgedröhn eine Stimme für Frieden und Freundschaft hörbar werden zu lassen. Zumal diese Arbeit mit Misstrauen und Verleumdung beäugt und subtil mit Hemmschuhen versehen werden kann.

Für uns hat, bedingt durch den Mitgliederzuwachs, die Zeit von (Neu-)Strukturierungen personeller, territorialer und praktischer Dinge begonnen. Wir nehmen das mit Optimismus in Angriff. Und wir werden dabei auch Fehler begehen.
Aber mit der geballten Kraft, die uns jetzt zufließt, ist ein guter Weg beschritten.
Jetzt soll eine Frau – wie immer im Leben – das letzte Wort haben.
Das hat gute Gründe. Sie schrieb ihre Eintrittserklärung an ihrem 23. Geburtstag aus Russland:
Ich möchte Mitglied Ihres Vereins werden, weil ich die Freundschaft zwischen den Völkern schätze und dazu beitragen möchte, die Menschen auf dieser Welt zusammenzubringen. Ich glaube, dass dies in diesen herausfordernden Zeiten schwierig, aber nicht unmöglich sein kann. Ich habe auch Freunde und Verwandte in Deutschland. Darüber hinaus werde ich mich an einer deutschen Universität einschreiben. Ich würde gerne dazu beitragen, dass diese Welt ein besserer Ort wird, und ich bin der festen Überzeugung, dass man bei sich selbst und den Menschen um einen herum beginnen muss. Freundliche und positive Energie ist für die Menschen wichtig und wir sollten sie so oft wie möglich an die Menschen um uns herum weitergeben. Viele Grüße! Maria
Glückwunsch, Maria, Dir und uns allen, mit 23 oder 93, möge die Gewissheit nicht verlorengehen:
Da sind wir aber immer noch.

