Natürlich hatte er berühmte, heldenhafte Auszeichnungen aus dem In- und Ausland. Aber der eine Titel, der ihn wohl in seinem Leben am längsten begleitete, war: „Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“.
Den trug er im August 1978 an Bord eines sowjetischen Raumschiffes ins All. Als erster Deutscher:
Fliegerkosmonaut Sigmund Jähn.
Diese Kenntnisnahme fiel besonders in einem Land schwer, das sich alleinig und unbescheiden „Deutschland“ nannte und nur westdeutsch war, wie es auch heute noch „Europa“ sagt, wenn es EU meint.
Dorothee Bär, dortselbst geboren just in dem Monat des Jahres als Sigmund Jähn im All die Erde umkreiste, heuer Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt (sic!) wusste vor kurzem zu berichten, dass der erste Deutsche im All Ulf Merbold war.
Es mag sein, dass die (west)deutsche Bildungsreichweite höhenmäßig begrenzt ist und man über die Raumfahrt nicht alles wissen kann, obwohl auch ministeriell anzunehmen ist, dass Deutschland selbst in diesen Sphären über alles hängt.
Die andere Seite von „Deutschland“ scheint andersrum zu jähnen. Die Ignoranz gegenüber dem ersten deutschen Raumfahrer empörte wohl den linken MdB-Abgeordneten Sören Pellman so sehr, dass er an die Bundesregierung die Anfrage richtete, ob man den DDR-Raumpionier nicht posthum mit dem Bundesverdienstkreuz ehren könne.
Wäre es dagegen nicht besser, sich im Zaum zu halten? Sigmund Jähn ist zeit seines Lebens ein bescheidener Mensch gewesen. Es ist nicht anzunehmen, dass ihn eine derartige Ehrung gefreut hätte. Er war schließlich Kosmonaut und kein Tiefflieger. w.k.