Brückenbauer
Wer es für ein Symbol werten will, der tue es. Auch ein Zufall des Datums, drei Tage vor dem Weltfriedenstag, ist schon Symbolik:
Am 28.August hatte die Gesellschaft für Deutsch- Russische Freundschaft ein besonderes Treffen organisiert.
Im Rahmen des Gesprächsformats „Auf eine Frage…“ hatten junge Menschen aus ganz Deutschland die Möglichkeit, dem Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter der Russischen Föderation, Sergej J. Netschajew, ihre Fragen zu stellen.
Im Gespräch waren 29 Teilnehmer aus Deutschland und zwei Studenten aus Kasan und Wolgograd in Russland.
Und die jungen Menschen hatten Fragen, die deutsche Medien in Sprachlosigkeit versetzen. Deren „Argument“, man könne mit russischen Verantwortungsträgern nicht reden, ist aus der deutschen Märchenkiste gekramt, denn sie reden mit uns. Wir müssen nur wollen.
Zur Sprache kamen Themen aus Demokratie, Geschichte, Wirtschaft, Ukraine, Beziehungen, Gesellschaft und Globales.
Die Frage nach dem Demokratieverständnis beantwortete der Botschafter mit den unterschiedlichen historischen und rechtlichen Rahmenbedingungen eines jeden Landes. Es gibt viele Formen von demokratischen Strukturen, und Russland ist weit davon entfernt, andere Länder zu bewerten. Es ist beurteilt auch nicht die Frage der Souveränität anderer Länder.
Er berichtete von 400 Partnerschaften zwischen deutschen Städten und Organisationen und mitrussischen Organisationen, einem Handelsvolumen vom 80 Milliarden Euro zwischen Deutschland und Russland und 6300 deutschen Unternehmen in Russland.
Allerdings wurden die Brücken nicht durch Russland eingerissen, ist eine dominante Feststellung.
Der Austausch zwischen den Universitäten war ein weiteres Thema. Auch hier gilt, die Türen in Russland stehen offen.
Fragen zur Geschichte und zur Strafverfolgung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bildeten einen der weiteren Themenkreise. So wie das Leben in Russland als eine moderne, sich rasant entwickelnde Wirtschaftsnation, die sich im Rahmen einer multipolaren Welt an der Lösung der internationalen Probleme beteiligt, standen ebenfalls im Fokus der Fragesteller.
Und selbstverständlich habe Russland auch seine Sicherheitsinteressen, die von Westeuropa schlicht ignoriert werden.
Herr Netschajew lud die junge Generation zum Gespräch nach Berlin in die Botschaft ein. Die Organisation überlässt er unserer Gesellschaft.
Die Brückenbauer wissen, dass solch ein Bauwerk aus mindestens zwei Pfeilern bestehen muss: Als Verbindung zwischen den Völkern und den Generationen. Ein Wort des russ.-sowj. Schriftstellers Fjodor Gladkow („Zement“) könnte an der Brückenbaustelle stehen: „Jedes Beginnen erfordert große Ausdauer und Überlegung.“